7.10.06

An die Freunde

Lieben Freunde! Es gab schönre Zeiten
Als die unsern - das ist nicht zu streiten!
Und ein edler Volk hat eins gelebt.
Könnte die Geschichte davon schweigen,
Tausend Steine würden redend zeugen.
Die man aus dem Schoß der Erde gräbt.

Doch es ist dahin, es ist verschwunden
Dieses hochbegünstigte Geschlecht.
Wir, wir leben! Unser sind die Stunden,
Und der Lebende hat Recht.

Friedrich Schiller (1802)

4.10.06

Betrunken

„Du bist ja total betrunken.“ Es ist weniger ein Vorwurf, als vielmehr eine Feststellung – uns es scheint sie zu amüsieren. Sie selbst hat auch schon einen etwas glasigen Blick und lacht mehr als sonst. Das sie es lustig findet, dass ich betrunken bin, fühlt sich gut an. Generell hatte der Abend damit begonnen, dass ich mich betrinken wollte – der in den letzten Zügen liegende Tag war Scheiße gewesen und ich hatte es einfach als Notwendigkeit gesehen, den Ärger des Tages mit großen Mengen Alkohol weg zu spülen. Weshalb der Tag so schlimm war weiß ich inzwischen nicht mehr – offensichtlich hat der Plan funktioniert und die Sorgen haben die Flucht vor Bier und Tequila angetreten. Jetzt ist alles gut – der erfolgreiche Vorsatz sich zielgerichtet zu betrinken verleiht mir das Gefühl etwas unglaublich Geschicktes und Cleveres vollbracht zu haben, außerdem sitzt sie neben mir und freut sich darüber, dass wir beide betrunken sind. Ich rede Blödsinn und sie lacht darüber, ein paar Minuten später wird sie müde und legt ihren Kopf auf meine Schulter. Wir versuchen uns noch ein bisschen über Literatur und Musik zu unterhalten und lachen gemeinsam über die seltsamen Bahnen, in denen der Alkohol unsere Gedanken lenkt. Irgendwann ist der Abend vorbei, doch das gute Gefühl bleibt noch lange. Glück kann ganz einfach sein...